TuS Usseln hilft hochwassergeschädigten Verein RW Wenholthausen

Anfang August fand im Diemelstadion das Kreisoberliga-Derby zwischen den Nachbarvereinen SC Willingen II und TuS Usseln statt. Im Vorfeld hatten der Vorstand und die Mannschaft beschlossen, alle Erlöse aus diesem Spiel einem vom katastrophalen Hochwasser betroffenen Verein zu spenden. Am vergangenen Wochenende war eine kleine Vorstandsdelegation des TuS Usseln in Wenholthausen, um sich persönlich ein Bild von den Schäden zu machen und den Spendenscheck zu übergeben.

Dem Aufruf in der Presse, zum Derby zu kommen und sich an der Aktion zu beteiligen, folgten viele Upländer. Die Idee fand bei den Zuschauern des Spiels eine außergewöhnlich große Resonanz. Eintrittspreise sowie der Kauf von Speisen und Getränken wurden teilweise sehr großzügig aufgerundet. So konnte der Kassierer Patrick Vogel nach diesem Spiel eine sehr gute Einnahme im vierstelligen Bereich verzeichnen.

Schnell war sich der Vorstand einig, die gesamte Einnahme zu spenden und sogar noch aufzustocken. Beschlossen wurde die Spende des symbolischen Betrags 1913 Euro – das Gründungsjahr des TuS Usseln. Ebenfalls beschlossen wurde der Empfänger der Spende. Neben den vielen betroffenen Vereinen in den großen Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gab es einen Verein ganz in der Nähe, der auch von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht wurde. Am 14. Juli 2021 stieg das Wasser der ansonsten beschaulichen Wenne in kürzester Zeit beträchtlich an und flutete Teile des Ortes. Normalerweise ist die Wenne dort 10 bis 20 Zentimeter tief. An diesem Tag war alles anders. Die immensen Regenfälle der vorherigen Tage und an diesem Tag ließen den Nebenfluss der Ruhr, der in der Nähe von Schmallenberg entspringt, ungeahnte Ausmaße annehmen. Der Fluss passiert, ähnlich wie die Diemel in Usseln, die Sportanlage des Rot- Weiß (RW) Wenholthausen. Normalerweise reißt der Fluss nur Bälle mit sich, die darin landen. An diesem Tag waren die Flutmassen so groß, dass sich der Fluss kurz vor dem Sportgelände an einer Fußgängerbrücke aufgrund des angeschwemmten Materials anstaute und zweiteilte. So flossen auf zwei Seiten Wassermassen in Richtung des Sportgeländes. Zuerst traf das Wasser auf die neugebaute Sporthalle sowie das Vereinsheim und erreichte schließlich den Kunstrasenplatz. In die Sporthalle und die Vereinsräume stieg das Wasser etwa 20 Zentimeter hoch und beschädigte damit überwiegend den Boden. Besonders bitter, weil die Sporthalle und ein Anbau an das Vereinsheim gerade neu gebaut wurden und die offizielle Eröffnung sechs Wochen später stattfinden sollte. Zwei Wochen vor dem Hochwasser hatte der Sportbodenbauer in der Halle seine Arbeiten beendet. Diese Arbeit war durch das Hochwasser zu Nichte gemacht. Der Boden wurde unterspült und musste wieder rausgebrochen werden, ohne dass die Mitglieder des RW Wenholthausen darauf Sport treiben konnten. Das gleiche betraf den Boden im Anbau und Vereinsheim. Nach Entfernung des Wassers und des Fußbodens kamen Trocknungsgeräte zum Einsatz, die von der Elementarversicherung unkompliziert organisiert wurden. Glück im Unglück, dass der Verein über eine gute Versicherung verfügte. Nach momentanem Stand werden die Schäden in Vereinsheim und Sporthalle, die auf bis zu 120.000,- € geschätzt werden, von der Versicherung getragen.

Sehr eindrucksvoll berichtete der Geschäftsführer des RW Wenholthausen, Thomas Nagel, der Vorstandsdelegation des TuS Usseln über die Ereignisse am Flut-Tag. Er war selbst mit anderen Mitgliedern auf der „Baustelle“ in Aktion, als das Wasser Zentimeter für Zentimeter stieg. Anfangs hat noch niemand damit gerechnet, dass das Wasser in die Gebäude und auf den Sportplatz gelangen kann. Nachdem es erst nicht so dramatisch eingeschätzt wurde, bot sich schnell eine andere Situation. Nagel und seine Mitstreiter retteten im Inneren der Sporthalle und des Vereinsheims, was zu retten war. Die neuen Sportmaterialien und andere tragbare Gegenstände wurden auf den Dachboden geräumt. Die Folge der Räumarbeiten war, dass der Geschäftsführer und drei weitere Mitglieder am späten Nachmittag von den Fluten im Gebäude
eingeschlossen waren. Keine ungefährliche Lage, da die unvorstellbare Strömung ein Verlassen des Gebäudes nicht zuließ. Hinzu kam das Risiko, von angeschwemmten Bäumen, Ästen oder ähnlichem getroffen zu werden. Am Ende wurden die Personen durch das DLRG mit einem Boot aus einem Fenster des Vereinsheimes gerettet.

Einen noch größeren Schaden als an den Gebäuden verursachte das Hochwasser am Kunstrasenplatz. An der Stelle, wo das Wasser auf den Sportplatz traf, befand sich ein etwa ein Meter hoher Stabmattenzaun. Der Zaun war durch das Schwemmgut blockiert, so dass das Wasser sich zunächst anstaute, um anschließend wie ein Wasserfall auf die Oberfläche des Kunstrasenplatzes floss. Durch die Wassergewalt verschoben sich im vorderen Bereich des Sportplatzes die Kunstrasenbahnen und schlugen Wellen wie bei einem nicht richtig verlegten Teppichboden. Zusätzlich wurde der mehrschichtig aufgebaute Unterboden in noch unbekannter Dimension beschädigt. Ein Gutachten zum Umfang des Schadens an der Unterkonstruktion steht noch aus. Aber alleine der Schaden am Kunstrasen dürfte sich vorläufigen Schätzungen zufolge auf 300.000,- € belaufen. Hierfür gibt es keine Versicherung. Der Verein ist alleiniger wirtschaftlicher Eigentümer des Geländes und trägt somit auch die finanzielle Verantwortung für die Instandhaltung bzw. den nun anstehenden Wiederaufbau. Der Vorstand des RW Wenholthausen hofft auf Fördergelder aus den Töpfen der Hochwasserhilfe und auf Unterstützung durch die Gemeinde Eslohe. Die bürokratischen Mühlen mahlen langsam und der Schaden für die Vereinskasse ist noch nicht bezifferbar. Geschäftsführer Thomas Nagel berichtete von einer großen Hilfsbereitschaft aus der näheren Region, vor allem von benachbarten Vereinen. „Wir sind allen Unterstützern sehr dankbar. Jeder Euro hilft uns beim Wiederaufbau. Vielleicht entwickeln sich dadurch Verbindungen zwischen Vereinen, die länger anhalten.“ so Nagel bei der Scheckübergabe. Trotz der ungewissen Zukunft hat der 650 Mitglieder starke Verein nicht den Optimismus verloren. Die gesamten Fußballmannschaften der Spielgemeinschaft SG Reisste/Wenholthausen trainieren momentan nur auf einem Platz. Die Terminüberschneidungen sind mittlerweile im Griff und alle Sportler ziehen an einem Strang. Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt ist größer geworden – erkennbar innerhalb des Vereins und auch von Außen, wie zuletzt die Spende des TuS Usseln dokumentiert.

Die Vorstandsdelegation des TuS Usseln ist nach dem Besuch überzeugt, dass das Ziel erreicht wurde und das Geld dort direkt ankommt, wo es am nötigsten gebraucht wird. Sport vereint!